Gestern wollte dann unser Horst nicht mehr. Keiner konnte ihn mehr bewegen noch weiter zu machen. In einer wirklich nur zweiminütigen Rede erklärte der bisherige Bundespräsident Horst Köhler seinen Rücktritt. Nachdem mich diese Meldung erreicht hatte suchte ich nach den originalen Wortlauten seiner Rücktrittsmeldung und seines kritisierten Interviews. Ich wollte sehen, ob eine Kritik an seinen Aussagen wirklich angemessen war, oder ob bloß ein sinnloser „shit-storm“ auf ihn niedergegangen war. Nach dem Lesen des Interviews war mir aber klar, dass man bei derartigen fraglichen Aussagen zu Auslandseinsätzen auch Kritik ertragen muss. Hier einen fehlenden Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten zu unterstellen scheint fragwürdig und dünnhäutig.
Interessant ist bei der Entwicklung der geäußerten Kritik, dass sie nicht zuerst durch die klassischen Medien formuliert wurde, sondern es waren Beiträge in Blogs, die zu einer abermaligen Befassung mit dem entsprechenden Interview Köhlers geführt haben. Die klassischen Medien waren viel zu sehr mit dem Rücktritt von Roland Koch beschäftigt, um auch noch Köhlers Rede angebracht zu analysieren. Am gestrigen Tag konnten lediglich Vermutungen für den Rücktritt vorgebracht werden – woher sollte man eine echte Begründung auch nehmen – mit Sicherheit nicht aus der zweiminütigen Rede. Die Frage danach, wie viel Kritik eine einzelne Person ertragen muss und kann muss anscheinend nochmals diskutiert werden. Es schien jedoch so, dass der Rücktritt bei anderen Politikern näher lag. Finanzminister Wolfgang Schäuble lässt sich trotz schwerer Krankheit und fortlaufender inhaltlicher Kritik nicht von seiner Verpflichtung in der Krise abhalten. Auch wenn ich mit seiner Politik sicherlich nicht übereinstimme zeigt er mit seiner Ausdauer gerade den Gegenentwurf zu Horst Köhlers Rücktritt.