Bis in die letzten Ecken unserer Erdkugel hat sich die Nachricht verbreitet, dass Deutschland das Land der Autofahrer ist. Seit vielen Jahren wird der PKW bei Förderungen der Infrastruktur gegenüber Alternativen klar bevorzugt. Aktuell versuchte es der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastes mit der schriftlichen Anfrage „Rechtsabbiegen bei Rot ermöglichen“ mehr Menschen für das Radfahren zu gewinnen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur beendete mit der Antwort jedoch die Hoffnung, dass sich bei der gegenwärtigen motorisierten Übermacht etwas ändern wird. Aus Gründen der Verkehrssicherheit hält das Ministerium eine zusätzliche Regelung nur für Fahrradfahrer für nicht erforderlich.
Als Aachener, und damit Bewohner des Dreiländerecks in direkter Nähe zu Belgien und den Niederlanden, kenne ich die jeweils andere Infrastruktur jenseits der Grenzen. Das Beitragsfoto, welches über diesen kleinen Text prangt, habe ich auf meinem heutigen Nachhauseweg etwa 200m entfernt zur deutschen Grenze aufgenommen. Nach gefährdeter Verkehrssicherheit sah es vor Ort nicht gerade aus. Eher floß dort der Radverkehr. Ein kleines Schild macht natürlich noch keine Fahrrad-Revolution. Bei unseren niederländischen Nachbarn ist es gerade so, dass kontinuierliche Verbesserungen bei der Radinfrastruktur gemacht werden. Radampeln, wirklich breite und sichere Radwege, Unterführungen, Brücken und stets ausgebesserte Wegdecken sorgen dafür, dass der Radverkehr rollt und rollt. Und das auch in Zweierreihe und ganz ohne Helm. Die einzigen Radler, die hier mit Helm anzutreffen sind gehören klar der sportlichen Lycra-Fraktion an. Die Ernüchterung allerdings kommt dann schnell wieder bei der Überfahrt nach Deutschland. Hier führt dann der Autoverkehr zweispurig in jeweils beide Richtungen. Einen Radweg, oder auch bloß einen auf der Straße befindlichen Radschutzstreifen, sucht man vergebens. Kein bisschen der Revolution – weiter geht es mit der motorisierten Dominanz.